Ab 15. Oktober 2023 starb der Architekturtheoretiker Wolfgang Pehnt im Alter von 92 Jahren. Sein Haus, das „Pehnthaus“, hätten wir gerne mit in die neue Ausgabe unseres Architekturführers aufgenommen, doch es gab Gründe dagen und am Ende entschied auch die Zeit dagegen. Nun erscheint dieser Text hier im Gedenken an Wolgang Pehnt, der so viel für unser Verständnis der Architektur, insbesondere der Nachkriegsmoderne, bewirkt hat.
Eher zusammengewürfelt als gewachsen macht hier im Weidener Wohngebiet seit den 1970er Jahren jeder seins. Gerade das kleine Haus mit der Nummer 2A ist ganz bei sich, eine Festung, Abwehrhaltung nach vorne. Doch einmal drin, breitet der Bau schützend seine Arme aus für alle, die es bewohnen. Es wohnten darin zunächst etwa zehn Jahre der Afrikaforscher Franz Rottland mit Familie, dann der Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt, auch er mit seiner Frau, kurz auch mit den fast schon erwachsenen Kindern und rund 7.000 Büchern. Gebaut hat es der Dürener Architekt Wolfgang Meisenheimer. Seine Architektur hat Ansprüche, der wohnende Mensch muss die verstehen, um nicht anzuecken.
Die Parzelle liegt quer, mit der langen Seite zur Straße, von der Meisenheimer großzügig abrückte. Zur Bauzeit war die im Abstandsgrün gepflanzte Silberakaziemannshoch, heute stellt sie das weiß-schwarz-weiße Haus in den Schatten. Durch die schwarze Tür im schwarzen Spalt der schwarzen Mitte geht es hinein wie in eine kleine Stadt. Weg und Blick fallen durch bis in den Hof, der wenig tief alsbald an der begrünten Mauer endet. Da steht der Mann, drinnen die Frau. Die Skulpturen sind Teil der Architektur, der Bildhauer der Architekt. An der zentralen Stelle ist Platz für den Esstisch. Kein Esszimmer, eher ein Marktplatz, den jede Richtung kreuzt, Terrakottaplatten lassen die Schuhe klappern. Zur Linken im eingeschossigen Bauteil der Gesellschaftsraum, der Gäste und Wohnende, so der Architekt, in einem Strudel verfängt. Die lange Bank am Kopfende wird im kleinen Garten weitergeführt. Zur Rechten erst die Küche, ihr Fenster zum Hof könnte ein Ausschank sein. Dahinter entlang der Querachse das/die Kinderzimmer, Bad und Gästetoilette, darüber Arbeitszimmer, Bad und ein höhlenartiges Schlafzimmer. Alles ist schmal, knapp bemessen, Lichtschlitze überzeichnen Konturen. „Meisenheimers Haus ist nicht geschwätzig, es erzählt nicht selbst Geschichten. Es bringt andere dazu, welche zu erfinden.“, sagte Wolfgang Pehnt 1986.
2022 beginnen andere ein neues Kapitel. Pehnt zieht aus und macht der TH Köln das Angebot, seine Bibliothek zu übernehmen. Doch die Bücher bleiben vorerst, wo sie sind. Die nächste akademische Generation tastet sich vor, erforscht, bewohnt und bespielt das Haus, das nun Pehnthaus heißt.
Beitragsbild Archiv Pehnt privat, Zeichnung Uta Winterhager