Haus Cleff von Bernhard Bramlage Architekten saniert, Wolfgang Tillmans zeigt die Eröffnungsausstellung
Der „Bergische Dreiklang“ ist unverwechselbar: Schwarz, Weiß, Grün. Die Herkunft der Farben lässt sich aus der Bautradition in und um Wuppertal, Solingen und Remscheid ableiten. Schwarz sind der Schiefer und die Balken des Fachwerks, weiß die geputzten Gefache und das lackierte Holzwerk von Fenstern und Türrahmen, und in dem speziellen Bergisch Grün, von dem es zwei Töne gibt, die Haustüren in den dunkleren, die Schlagläden in dem helleren gestrichen. Jahrhundertelang wurde so gebaut, Großbürgerliches wie Einfaches. Und kurioserweise gab es Phasen, da wurde dieser Look von der Pommesbude bis zum Einkaufszentrum jedem Bau verpasst. Eines der schönsten Originale ist Haus Cleff. 1778/79 ließen sich die Brüder Peter Caspar und Johann Peter Hilger, damals noch wohlhabende Kaufleute und Werkzeugfabrikanten, auf dem Höhenrücken des Remscheider Stadtteils Hasten ein schmuckvolles Patrizierhaus errichten. Außergewöhnlich ist daran nicht nur, dass es dem leider unbekannten Architekten gelungen ist, den Rokoko-Stil ins Bergische zu übertragen, sondern auch die Ausführung als spiegelsymmetrisches zweigeschossiges Doppelhaus für die beiden Familien. Geprägt vom wirtschaftlichen Auf und Ab der Region und seiner Besitzer, wurde das Haus mehrfach verkauft, unter anderem an die Werkzeugfabrikanten Cleff, die ihm ihren Namen überließen. 1927 erwarb es schließlich die Stadt Remscheid und richtete darin zunächst ein Heimatmuseum ein, nutzte später eine Hälfte als Museum Haus Cleff, die andere zur Verwaltung des benachbarten Werkzeugmuseums. Nach über zehn Jahren Sanierung wird das Museum nun an Ostern mit einer besonderen Ausstellung wiedereröffnet. Rund 7, 5 Millionen Euro hat die Maßnahme gekostet, 1 Million davon war gefördert.


Über die Jahrhunderte gab es kaum Eingriffe in die Originalsubstanz des Hauses, dafür viele Schichten Farbe und Tapeten. Doch gänzlich ohne konservatorische Maßnahmen litt schließlich auch ein sehr solides Haus. 2011 gründete sich ein Förderverein, der sein Ziel „Erhalt der historischen Architektur des Baudenkmals“ gefährdet sah, als zwei Jahre später im Erdgeschossfußboden Käferbefall festgestellt wurde. Entsprechend unter Druck entschied die Stadt Remscheid, trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage, das Haus von Grund auf denkmalgerecht zu sanieren, es barrierefrei zugänglich zu machen sowie Brandschutz, Sanitär- und Haustechnik zu erneuern, um es in Zukunft als Kunstmuseum mit Trauzimmer im Historischen Zentrum auf dem Hasten nutzen zu können.
Während die Politik verhandelte, konnte der Schädlingsbefall gestoppt werden, beauftragt mit der Gesamtmaßnahme wurde 2018 das Düsseldorfer Büro Bernhard Bramlage Architekten. Drei Jahre dauerten Planung und Ausführung der Sanierung von Dach und Fach. Um die Arbeiten am Dachstuhl und an der Fachwerk-Lehmkonstruktion der Außenwände durchführen zu können, mussten zunächst tausende einzelner Schieferplättchen abgenommen werden. Die historischen Fenster und Türen sowie das schmuckvolle geschnitzte Holzwerk wurden aufgearbeitet und konnten erhalten werden, denn es galt die bauzeitlichen Ansichten wieder herzustellen. Zur geplanten Wiedereröffnung an Ostern 2025 sind auch die umfänglichen Maßnahmen innen abgeschlossen, die, wie zum Beispiel die Anpassung der Deckenbalken an die neuen Verkehrslasten, größere Eingriffe in die Substanz bedingten. Die barrierefreie Erschließung von EG und 1. OG ließ sich über die Gartenseite, wo der neue Haupteingang liegen soll, mit einem Aufzug in einem der früheren Abortanbauten erzeugen.



Mit der geplante Nutzung als Museum ist es möglich, die Raumtemperatur auf 18 Grad festzusetzen, das mindert die Auswirkungen von Wärmebrücken und gewährleistet die effiziente Nutzung der Heizenergie. Gedämmt wurde nur im Erdgeschoss mit dem neuen Bodenaufbau sowie in der Mansarde Dachschrägen und Decke. Der historische Aufbau der Wände (Lehmgefache, Lehmputz, Kalkglätte) wurde mit der Sanierung wiederhergestellt, fehlende Wände entsprechend ersetzt. Die neue Flächenheizung wird in den Lehmputz der Decken integriert. In Räumen mit Stuckdecke konnten die Heizschleifen in den Wandputz gelegt werden. Bauphysikalisch kritische Bereiche in Außenecken und Wandsockelbereiche werden mit Heizungsrohren und Sockelheizleisten temperiert.




Während der gesamten Bauzeit war eine Restauratorin in Haus Cleff tätig, um jedes Detail, jede Oberfläche dieser kleinen Baugeschichte zu dokumentieren und, wo es möglich war, die ursprüngliche Fassung wieder herzustellen. Fein aufgearbeitete Details erzählen heute wieder aus der Bauzeit des Hauses, so legen die nach oben aufzuschiebenden Fenster und die Spezialanfertigung der blauweißen Delfter Fliesen es nahe, dass die Gebrüder Hilger Handelsbeziehungen in die Niederlande hatten. Die scheinbar unverwüstlichen Einbauten aus Eiche sind (wie eigentlich das ganze Haus) Zeugnisse einer nachhaltigen Baukultur. Für die neue Nutzung haben Bramlage Architekten in Abstimmung mit der Denkmalpflege eine vereinfachte farbliche Gestaltung der Innenräume entwickelt und jedem Geschoss eine eigene Farbe zugewiesen. Unten, wo Küchen und Kontor noch ablesbar sind, Rosa; im ersten Stock, wo an der Frontseite ein großer Saal die gesamte Breite einnimmt, Hellblau; in der Mansarde Grün. Der Betrieb als Kunstmuseum in einem denkmalgeschützten Wohnhaus mit 30 Räumen, dem mit viel Fingerspitzengefühl und Fachkenntnis eine Zukunft geschenkt wurde, wird an vielen Stellen ungewöhnliche Lösungen fordern. Wohin zum Beispiel mit den Bildern, in Räumen voller Türen und Fenster? Wie befestigen, wenn man nicht bohren kann? Für all das gibt Haus Cleff auf 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche Antworten, nur eben keine Standards. Der erste, der sich damit auseinandergesetzt hat, ist der in Remscheid geborene Wolfgang Tillmans (*1968). Der Künstler und Fotograf schenkt seiner Heimatstadt die Eröffnungsausstellung, die dort von der Wiedereröffnung des Hauses neun Monate lang ohne Eintritt zu sehen sein wird.
Uta Winterhager
Wolfgang Tillmanns „Ausstellung in Remscheid“ Haus Cleff, Remscheid, 12. April 2025 bis 6. Januar 2026
Dieser Beitrag erschien a. 10.4.2025 im BauNetz